Beim letztjährigen Bad Bodendorfer Weihnachtsmarkt fiel mir ein rüstiger Rentner im Technikmuseum auf. Er befasste sich intensiv mit der gebotenen Technik und fotografierte aus allen Lagen. Bei der anschließenden Führung durch die Anlage stellte er mir immer wieder Fragen und schien sich immer mehr zu begeistern.
Nach Beendigung der Führung gab er mir seine Visitenkarte und meinte beiläufig, in Kuchenheim gäbe es eine ehemalige Tuchfabrik, wo ähnliche Maschinen zu besichtigen seien. Er gehöre zum ehrenamtlichen Bedienungspersonal und würde uns seine Anlage gerne einmal zeigen. Wir einigten uns auf einen Besuch Anfang des Jahres.
Am 12. Februar 2017, 14.00 Uhr war es dann so weit. Voller Erwartung fuhren Winfried, Michael und ich nach Kuchenheim bei Euskirchen.
Schon als wir den Parkplatz erreichten, wurde uns klar, dass hier etwas Größeres auf uns wartete.
Es empfing uns ein modernes Eintrittsgebäude mit Kasse, Cafeteria sowie einem Raum mit einer großen Sonderausstellung.
Das hatten wir nicht erwartet!
Dann ein kleiner Fußmarsch zum Innenhof der Fabrik, vorbei am riesigen Schornstein des Kesselhauses.
Zuerst betraten wir den Maschinenraum. „Wow“ – ein riesiges Doppelschwungrad mit einem Durchmesser von 4,20 m, eine Dampfmaschine und viele Transmissionsbänder- und -räder!
Nach kurzer Erläuterung setzte der Maschinenführer das Ungetüm in Bewegung. Unsere Münder waren nicht mehr zu schließen! Alles bewegte sich wie vor 114 Jahren, nicht zu fassen! Die sich anschließende Führung durch den Rest der Fabrik hatten wir total vergessen. Zum Glück wurden wir von der netten Führerin persönlich abgeholt.
Was uns jetzt geboten wurde, war nicht minder aufregend.
Man führte uns durch die Wollerei – Färberei – Krempelei – Spinnerei – Weberei – Appretur. Der gesamte Produktionsablauf von der Rohwolle bis zum fertigen Tuch wurde uns mit den alten Maschinen anschaulich gezeigt.
Nach Beendigung der tollen Führung suchten wir sofort den uns mittlerweile bekannten Führer im Antriebsgebäude auf. Hier wurden wir wieder freudig empfangen und anschließend mit einem Rundgang durchs Allerheiligste (Kesselhaus und Dampfmaschine) bedacht.
Wir bedankten uns recht herzlich für die Sonderführung und versprachen, Kontakt zu halten.
Mittlerweile waren wir die letzten Besucher und konnten mit Mühe noch eine Waffel (leider ohne Kirschen) und einen Cappuccino ergattern.
Fazit: Ein überaus interessanter und lehrreicher Sonntagnachmittag!
Aber was hat das alles mit Bad Bodendorf zu tun?
Auch wir haben ein Kleinod aus längst vergangener Zeit in unserm Ort aufzuweisen.
Zwar nicht so groß wie die Anlage in Kuchenheim, aber trotzdem ein einmaliges Relikt aus vergangenen Zeiten und einzigartig in Deutschland.
Die einstige CO2-Verflüssigungsanlage mit Brunnen ist komplett erhalten und wurde 1919 in Betrieb genommen. Seit dieser Zeit wurde so gut wie nichts verändert.
Wir freuen uns auf Ihren Besuch! Bei einer Führung durch die Anlage, mit einigen Informationen zur Geschichte, können wir Ihnen vielleicht auch hier ein „Wow“ entlocken. Achim Sonnenberg
Achim Sonnenberg, Michael Zahrobsky und Wilfried Giesen bei der Besichtigung