Nach 55 Jahren wieder im Schwung
Seit nunmehr 55 Jahren Stillstand ist es dem Team des Technikmuseums Bad Bodendorf, mithilfe des ehrenamtlich tätigen Restaurators Herrn Philip Mandrys aus Karlsruhe gelungen, die Museumsanlage mit den Kompressoren zur Verdichtung der Kohlensäure und dem großen Schwungrad wieder in Bewegung zu setzen.
Dazu waren viele mühsame, für Technikbegeisterte aber auch sehr interessante Stunden der Vorbereitung nötig.
Lag der Focus zu Beginn der Erhaltungsmaßnahmen auf der Beseitigung der Spuren der Flut, der Abnahme des getrockneten Schlamms und Schlicks mittels Trockeneis-Strahlverfahren, so lag jetzt der Fokus auf der Entfernung der Rückstände im Inneren der altehrwürdigen Maschinen. Denn auch hier hatte die Flut ganze Arbeit geleistet.
Zuerst wurden die beiden Pleuelstangen demontiert. Was sich so einfach anhört, war schweißtreibende Arbeit, denn die Pleuel wurden 1918 mit dem Kolben verkeilt und durch Splinte gesichert.
Diese Keilverbindungen mussten nach 55 Jahren in feuchter Umgebung und im korrodierten Zustand gelöst werden, ohne dabei Schäden zu verursachen.
Ebenso schwierig gestaltete es sich, die schweren Kolben nach so langer Zeit aus den Zylindern mit stark verpresster Abdichtung, auch Packung genannt, zu ziehen. Dies war nur mittels Kettenzug und Dank der massiven Hauswand möglich. Eines hatte oberste Priorität: jedes Teil musste unversehrt bleiben, denn die Anlage steht Mittlerweile unter Denkmalschutz und muss in ihrem historischen Zustand erhalten werden! Darüber hinaus ist geplant, die Maschinen auch im Betriebszustand zu zeigen. Eine reibungslose Funktion ist nur durch schadfreie Bauteile umsetzbar.
Dazu mussten auch einige Werkzeuge neu beschafft werden, denn wer hat schon einen 42ger Schlüssel oder Auspresswerkzeuge für Lager zu Hause.
Nach drei Tagen intensiver Arbeit war es dann so weit. Obwohl die Flut die Maschinen komplett unter Wasser gesetzt hatte, wurde das große Schwungrad, erstmals nach 55 Jahren mittels vereinter Körperkraft wieder in Bewegung gesetzt.
Jetzt liegt die große Hoffnung des Museumteams mit Herrn Achim Sonnenberg, Herrn Bernd Schneider und Herrn Tobias Saltzmann auf der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz, dem Landesdenkmalpflege in Mainz. Denn für den langfristigen Erhalt der technischen Anlage ist die Sicherung, der durch die massiven Auswirkungen der Flut instabil gewordenen, über 100 Jahre alten Gebäudehülle zwingend notwendig. Gegenwärtig sichern provisorisch eingesetzte Holzbalken die Zwischendecke und die Dachkonstruktion vor dem Einsturz. Wegen des Provisoriums sind die Tätigkeiten an der technischen Anlage auch immer mit einem etwas mulmigen Gefühl verbunden.
Erst durch die Sicherung und den Erhalt der Gebäudehülle wird es möglich sein, das Industriedenkmal, welches Bad Bodendorf erst zur berühmten Heilquelle machte langfristig zu bewahren und der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Bei der diesjährigen Tagung „Restaurierungskolloquium Querbeet 3.0“ der Landesdenkmalpflege Rheinland-Pfalz in Mainz, wird Herr Mandrys mit der Unterstützung des Hauptverantwortlichen für den Erhalt der Kohlensäure-Verdichtungsanlage, Herrn Sonnenberg im Rahmen eines Vortrag über dieses einzigartige technisches Kulturgut im Ahrtal, die Folgen der Flut sowie die umgesetzten und geplanten Erhaltungsmaßnahmen berichten.
Quelle: Achim Sonnenberg
Bild: Das Museumteam v.l. mit Harald Monschau (Besitzer), Restaurator Philip Mandrys, Achim Sonnenberg (Leiter Museum), Bernd Schneider.